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Projekte


TRANSIT - Eine mediative Skulptur
1992

Helmut Mark, Reinhard Braun


Der Bildschirm
Der Bildschirm ist zu einem Träger reiner Effekte geworden, ein Transporteur, eine Folie für beliebige Erscheinungen. Auf ihm erscheinen Szenen der Repräsentation, der Interpretation, der Analyse, der Kommunikation, Szenen der Erzählung - in jedem Fall handelt es sich um den Schauplatz eines Zeichensystems, eine Parade der Signifikanten, die sämtliche den Schauplatz ihres Erscheinens in ein Bild von etwas anderem verwandeln - ein Fenster zur Welt (als ein Fenster zugleich auf die Strategien der Medien). Diese permanente Produktion der sinnhaften Bilder, diese endlose Erzählung der Welt und ihrer Produkte, die Inszenierung eines Scheins der Bilder blendet den Bildschirm selbst völlig aus. Er ist ein Unort geworden, ein Vektor, eine Auslöschung. Von dieser Auslöschung erzählt die permanente Miniaturisierung: der Bildschirm am Handgelenk ist wieder nur ein Vektor für die Erscheinung der Bilder, ein perfektionierter, da er seine Materialität maximal zurücknimmt. Die hypertrophen Stereo-Bildschirme inszenieren wiederum Bilder als Perfektion ihrer Repräsentationen. Der leere Schirm als Trägersystem dieser Parade der Erscheinungen verschwindet hinter dem Bild und der Schiebetür. Dieser Effekt der reinen Erscheinung und der Auslöschung des Ortes dieser Erscheinung korrespondiert mit der Ausblendung, dem Verschwinden der Medien selbst, dem Verschwinden der Räume und der Distanzen bzw. ihrer Überwindung, der Perfektionierung dieser Überwindung und der Inszenierung der Geschwindigkeit, die diesen Effekt erst ermöglicht. Die Live-Übertragung existiert nur durch diese Inszenierung und die Ausblendung der Medien, der Vermittlung, der Trägersysteme dieser Vermittlung. Räume und Orte existieren dabei lediglich als die zeichenhaften Erscheinungen einer halluzinativen Unmittelbarkeit und Gleichzeitigkeit, nicht als Repräsentation einer realen Distanz, einer räumlichen Beschränkung und unzugänglichen Ausdehnung. Auf dem Bildschirm erscheinen nur Zeichen der Aufhebung und Negation der Ausdehnung - bis hin zur Negation der eigenen Ausdehnung. Der Bildschirm ist zu einem Zustand der Negation, der Ausblendung und dem Verschwinden geworden, das ihn schließlich mitumfaßt. Als dieser Zustand repräsentiert er die Absorption durch die Medien zu einem Phänomen reiner Immanenz. Wie alles jenseits der Bilder bereits verschwunden ist, nur mehr über die Fläche des Bildschirms rezipiert, decodiert und internalisiert wird, verschwindet schließlich der Bildschirm selbst, bleiben nur Prothesen des reinen Sehens zurück, die einen unmittelbaren Anschluß an die Welt halluzinieren. Die Vorstellung der Welt ist eine Ent-Mediatiserte, die Ekstase der Medien richtet sich auf die Effekte ihres eigenen Verschwindens.



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