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Projekte


Kunst & Politik 1990/1996

Kunst der Nation?
Kunstpolitik im Dritten Reich

Die "Revolution"

Der "unerbittliche Vernichtungskrieg gegen die letzten Elemente unserer Kulturzersetzung" (Adolf Hitler, 1936) wurde schließlich in die Inszenierung eines vermeintlichen revolutionären Wandels umgelenkt, einer kulturellen "Revolution", die sich in der durch die Nationalsozialisten allein ermöglichten Kunst widerspiegeln sollte - und diese sollte wiederum einen ebensolchen revolutionären Wandel auf politischem Terrain spiegeln. Die Ausstellungen im "Haus der Deutschen Kunst" sollten national und international vor Augen führen, welchen radikalen Wandel die Kunst Deutschlands vollzogen hat und zu welcher Leistung sie schließlich nach dieser Revolution fähig sei. Die Ausstellung "Entartete Kunst" zeigte, wovon sich die deutsche Kunst wie von einem Antikörper befreit hatte. Diese Liquidierung der Avantgarde nach 1933 täuschte einen revolutionären Neubeginn vor, in Wirklichkeit bildeten jedoch die neoklassizistische Architektur und Plastik und die traditionelle Gattungsmalerei die in der Weimarer Republik in den Hintergrund gedrängt worden waren, bis 1936 das Fundament der "neuen" Kunst im "Dritten Reich". Auf dem Parteitag von 1933 sagte Hitler, daß es besser sei, Gutes nachzumachen, als neues Schlechtes zu produzieren, und bestimmte mit der Gestaltung des Königsplatzes in München das zukünftige Aussehen aller Staats- bzw. Parteibauten. Der "revolutionäre" Wandel ist somit als Adaption bestehender ästhetischer Muster zu bezeichnen, die allerdings neue Positionen innerhalb des Gesellschaftskörpers erhalten: die verschiedenen ästhetischen Formen bekommen eine neue Funktion, indem sie in einem staatlichen Zusammenhang einer "höheren" Bedeutung dienen, sie sind überall und jederzeit symbolische Objekte, Ikonen der Volksgemeinschaft. Die ästhetische Aufrüstung des Alltags - architektonische Gestaltung, skulpturale Ausschmückungen, Aufmärsche etc. - bildete ein hochkomplexes zugleich aber homogenisiertes sinnliches Arrangement. Die ästhetische Besetzung des städtischen Raumes, der zugleich symbolisch zum nationalen Territorium erweitert wird, formuliert ständig die Aufhebung der Zersplitterung der Gesellschaft und ihre neue rituelle Verbindung zu einem Staatsvolk. Die vermeintliche "Revolution" stellt eine neue Idealisierung der Gesellschaft dar, eine Re-Integration des Individuums in ein (symbolischen) Ganzen: den "neuen" Staat. Die Kunst sollte signifikante Objekte und Projektionsflächen für diese Aneignung des Subjekts durch den Staat liefern - und damit jede Form der Auflehnung in eine Identifizierung verkehren. "Revolution" als Negation der Revolution.

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