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Projekte


Kunst & Politik 1990/1996

Kunst der Nation?
Kunstpolitik im Dritten Reich

Das Museum als symbolische Form

Der Anspruch auf kulturelle Neuordnung nicht nur des Reiches sondern ganz Europas erklärt die Unerbittlichkeit, mit der als "entartet" erklärte Kunst verfolgt bzw. solche, die dem "Wesen" des Volkes als einheitliche und reine Rasse entsprach, zu entwerfen versucht wurde. Indem die Kunst einen definitiv disziplinierenden und kollektivierenden Ort in einem rigiden Wertesystem einnahm, wurde sie geradezu zum Symbol dieser Ordnung. Auch die "Führersammlung" ist als symbolische "Formation" zu verstehen, das Führermuseum sollte das auch architektonisch sichtbare Zeichen dieser Formation werden. Das "Führermuseum" als Gebäude war dahingehend konzipiert, als einer der zentralen Punkte innerhalb der Neugestaltung der zu einer Kulturhauptstadt des Reiches erhobenen Stadt Linz der imaginären Gemeinschaftlichkeit, dem faschistischen Kollektiv einen übergeordneten, weil idealen Ausdrucksraum verschaffen. Auch waren im Bereich der Donaulände zahlreiche Bauten der Partei und der Hohen Schule geplant - Linz sollte also zu einem Zentrum der politischen und auch kulturellen Verwaltung des Reiches werden.

Indem schließlich die Geschichte und die Kunst Europas nicht nur zum Teil umgeschrieben sondern innerhalb eines normativen Gefüges geradezu stillgestellt wurde, diente das Führermuseum als Ausdruck, als Ort der Repräsentation dieser Norm zugleich als Legitimierung und Ausdruck der Vorherrschaft des deutschen Volkes. In den Debatten um die Musealisierung, die im deutschsprachigen Raum in den letzten 10 Jahren geführt wurde, wurde das Museum immer wieder als Raum der Entkontextualisierung beschrieben, als eine Konstruktion, die die Gegenstände, die es erfaßt, aus dem Zusammenhang des Alltags in eine neue (symbolische) Ordnung überführt. In radikaler Weise stellt auch das geplante Führermuseum einen solchen Raum dar: seine Exponate wurden auf verschiedene Weise dem kulturellen Raum Europa entzogen und in eine neue Ordnung gebracht. Das Führermuseum läßt sich somit als ein zentraler Ort beschreiben, an dem diese neue ordnung sichtbar gemacht werden sollte. Das deutsche Volk, die Kunst des deutschen Volkes und seine Geschichte sollten schließlich für 1000 Jahre den bestimmenden Kontext der europäischen Geschichte und Kultur bilden. Die Bemühungen rund um den Sonderauftrag Linz stellen somit modellhaft die Bestrebungen dar, einen solchen Kontext zu entwerfen.

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