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Projekte


Kunst & Politik 1990/1996

Kunst der Nation?
Kunstpolitik im Dritten Reich

"Kulturkampf": Gegen die Moderne

"Da auch das Jahr 1926 keine befriedigende Besserung gebracht hat, untersage ich mit dem heutigen Tag endgültig die Weiterführung der Kunstkritik. Der Kunstkritiker wird durch den Kunstredakteur ersetzt. In Zukunft wird es nur jenen Kunstredakteuren, die mit der Lauterkeit des Herzens der Gesinnung der Nationalsozialisten sich dieser Aufgabe unterziehen, erlaubt sein, über Kunst zu berichten."
Adolf Hitler, 1936 auf der Eröffnungsausstellung des Hauses der Deutschen Kunst in München

Neben den formal/ästhetischen bzw. der Ethnologie und Rassentheorie entlehnten Kriterien drehte sich vor allem die Diffamierung der Avantgarde in der Öffentlichkeit immer wieder um das Moment der (postulierten) Entfremdung zwischen bürgerlicher Kultur und "elitärer" Kunstproduktion: letztere bewege sich jenseits des (gesunden) Menschenverstandes, verlasse den allgemeinen (guten) Geschmack und wirke dadurch ganz allgemein kulturzersetzend. Die Moderne wird zum "Anderen" der Kultur, die es unaufhörlich in ihrem Bestand bedroht, die die Zersetzung des Staatskörpers, des rassischen Kollektivs sozusagen antizipiert. Gerade jenes Moment der Avantgarde, das sie als solche legitimiert, wird jetzt gegen sie gekehrt: sie verläßt den Rahmen des gesellschaftlichen Konsens auf ästhetischen Gebiet und stellt sich damit jenseits des Staatskörpers - der von der Avantgarde postulierte ästhetische und nationale Pluralismus der kulturellen Ausdrucksmöglichkeiten wird als Negation einer "reinen" Kultur verstanden. Die kulturpolitische Agitation - der vermeintliche "Kulturkampf" - erkannte in diesem Zusammenhang das vor allem massen-integrierende Moment der Instrumentalisierung gesellschaftlicher Ausdifferenzierung und Spezialisierung: sie greift das Moment der Entfremdung innerhalb hochindustrialisierter Kultur auf und lenkt es beispielhaft auf den Bereich der Kunst, die dabei immer wieder zur klassischen Figur des Anderen wird, das sich jenseits der konventionalisierten Kultur positioniert und diese durch ihr Außerhalb-Stehen permanent in Frage stellt. Kunst, wie sie die Moderne skizziert hat - als Entgrenzung von Material, Techniken, Inhalten und Stilen - wird als dieses Andere zur Projektionsfläche kollektiver Angste und Vorurteile: ein jüdisch-bolschewistisch-marxistisches Treiben, das nur durch eine durchgehende "Revolution" der Werte wieder einem kollektiven nationalen, deutschen Kunstempfinden zugänglich gemacht werden kann. Der Kampf um die Kunst wurde zu einem Kampf um das Bewußtsein der Menschen.

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