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Projekte


Kunst & Politik 1990/1996

Kunst der Nation?
Kunstpolitik im Dritten Reich

Körper als Metapher der Ideologie

In ihrem Kampf gegen die Moderne thematisieren die Nationalsozialisten eine Reihe von Argumenten und Motiven, die weder als neu noch als zusammenhängend bezeichnet werden können: es gibt keine einheitliche nationalsozialistische Kunsttheorie, eher eine nationalsoziologische Kunst-Theologie, die als Konglomerat von teilweise widersprüchlichen Aussagen und Konzepten zu bezeichnen ist. Vom ästhetischen Standpunkt aus handelte es sich vor allem um eine Reaktivierung der akademischen Tradition des 19. Jahrhunderts im Zusammenspiel mit einer spezifischen Interpretation von klassischen und klassizistischen Elementen im Sinne einer heroisierten Subjektaufassung: die Verherrlichung des Körpers als Symbol sowohl des Staatskörpers wie des Subjektkörpers. Der Einzelne bleibt stets durch das ästhetische Ideal an die Norm des Kollektivs rückgebunden - zur Darstellung gelangen keine Idividuen, sondern Idealtypen, Vorbilder. Vor allem die nationalsozialistische Plastik repräsentiert diese "Anweisung" zur Identifizierung mit dem Ideal. Kunst stellt eine ideale Norm her, an die sich das Begehren des Einzelnen heften soll. Faschistische Kunst läßt sich auch unter dem Aspekt der Mobilisierung des Begehrens interpretieren, ein Begehren, das seinen Ausgangspunkt an der Darstellung vor allem nackter Körper nimmt, die keine Anzeichen gesellschaftlicher Differenzierung tragen, sondern das Individuum als Teil eines homogenen Staatskörpers entwerfen. Dieser ideologisierte Körper versinnbildlicht vor allem überindividuelle Werte von Rasse und Rassengemeinschaft, die "Seelenkraft" des deutschen Volkes, das "Heldische" als Kern sowie als Disziplinierung seiner Gesinnung. Der Körper als Idealbild wird zum Leitbild der Idenditätsbildung.

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