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Projekte


Kunst & Politik 1990/1996

Kunst der Nation?
Kunstpolitik im Dritten Reich

Ideologie?

Die Ideologisierung der Kunst durch den Nationalsozialismus bestand nicht im Entwurf einer ästhetischen Norm selbst, sondern in der Symbolisierung dieser ästhetischen Norm - gerade die zahlreichen allegorischen Darstellungen der "Partei", der "Wehrmacht", der "Wacht am Rhein" zeigen diese Ambivalenz von Idealisierung und Disziplinierung. Indem sie das kollektive Imaginäre, das Begehren der Menschen in ein Bild zwingt, ihr eine Darstellung gibt, ermöglicht sie einen umfassenden Zusammenschluß, eine Organisation dieses Begehrens. Die Sammlung des "Führermuseum" ist als Versuch der Schaffung wie der gleichzeitigen Legitimierung eines solchen idealtypischen Kunstbildes aus der Geschichte heraus anzusehen, das alle ästhetischen Antikörper ausschließen sollte und überdies in der Präsentation eines Ideals als die Geschichte überdauernd die ästhetische (gesellschaftliche) Norm als transhistorisch "belegen" sollte: ein "Tausendjähriges Reich". Schließlich war es Alfred Rosenberg selbst, der den Revolutionsbegriff aus der Kunst ausschloß, weil er in logischem Gegensatz zu dieser Idee einer ewigen und auch ewig gültigen Kunst des "Tausendjährigen Rechs" stand. Die "Substanz" der "neuen" Kunst wurde mit der Substanz des neuen Volkskörpers gleichgesetzt. Beide sind angetreten, nicht nur die geografischen Grenzen Europas zu verschieben: Kulturpolitik bildete einen Kern auch der neu zu errichtenden Ordnung zumindest Europas. Das Führermuseum sollte ein entsprechendes Bild dieses "neuen" Europa entwerfen, d. h. die Vorherrschaft des deutschen Volkes belegen (zumindest für die nächsten tausend Jahre).

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