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Projekte


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Ausstellung, Projektpräsentationen

Thomas Feuerstein, Matthias Fuchs, Christina Göstl, Kurt Hentschläger + Ulf Langheinrich, Helmut Mark, Christine Meierhofer, Herwig Turk

Camera Austria im FORUM STADTPARK GRAZ - 13. 6. - 7. 7. 1996

Kurator: Reinhard Braun


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Thomas Feuerstein

Soziales Layout, 1993 - Generativer Siebdruck auf Papier, je 85 x 55cm

Bildtafeln repräsentativer Lebens- bzw. Gegenstandsbereiche aus dem Duden-Bildwörterbuch (Haushaltsgeräte, Elektromaterialien, Automo-bile, Telekommunikation, Unterrichts- und Informationstechnik) werden überlagert und interferieren. Durch wechselnde Konstellationen der Siebe zueinander entstehen bei jedem Druck neue Überlagerungen und Muster.

His Masters Vice, 1996 - Video-/Computerinstallation

Eine Videoüberwachungskamera zeichnet das Bild des Ausstellungsraumes auf, das über zwei Überwachungsmonitore wiedergegeben wird. Der dem Betrachter zugewandte Bildschirm zeigt das Bild des überwachten Rau-mes, in dem eine Person - der Künstler - sitzt und auf den zweiten Monitor blickt. Der Künstler, der seine eigene Arbeit überwacht, bleibt im realen Raum unsichtbar. Überprüft der Betrachter den Blick des Künstlers, verschwindet der Künstler.


Christina Göstl

Kagran on the Go (2), 1996 - Web Site

Mich interessieren Strukturen. Die Faszination beginnt dort, wo systembedingte Beschränkungen zum Gewinn von etwas anderem, meist Nicht-Vorhersehbarem, werden. Immer wieder nach ausgiebiger Beschäf-tigung mit einem Medium bekomme ich Lust, meine Werkzeuge von ihrem Zweck loszulösen und "auf sich selbst losgehen zu lassen", Grund-strukturen auf die Schliche zu kommen und durch Mutation in Mate-rialtät zu verwandeln. Die vorliegende Arbeit ist ein Ausloten der beschränkten Möglichkeiten der Hypertext-Programmierung in einer zweckungebundenen Form. Verschiedene Eigenschaften von HTML (Hyper Text Markup Language) wie "frames" oder "tables" bilden das Experi-mentierfeld. Der Entwicklungsprozeß beginnt mit einer Frage und endet in Bildern, die mögliche Antworten sind und/oder weitere Fragen provozieren. Dabei halte ich mich so dicht wie nur irgendwie möglich an mein gewähltes Werkzeug.
Die Arbeit ist über das Internet zugänglich und wird während der Dauer der Ausstellung im Forum Stadtpark verändert und erweitert. Den Besucher/innen steht während der Eröffnung ein Terminal sowie "URL-Karten" mit der Web-Adresse zum Aufruf zu einem beliebigen Zeitpunkt an einem beliebigen Ort zur Verfügung.
Wieviele "frames" muß ich ineinander schachteln, um einen Computer-Absturz zu verursachen? Wie kann ich Rechtecke, die Grundform aller Computer-Technologie, in runde, sanfte Dinge verwandeln? Wo kommt das Eck in der Kurve wieder zum Vorschein?

http://www-t0.or.at/~kagran


Helmut Mark

Net-Lag, 1996 - Installation

Stereotypen, Klischees, massenkulturelle ästhetische Phänomene, Wiederholungen, Kunst als Darstellung von Kunst oder als Verdoppelung medialer Situationen und Oberflächen, Tautologien, Aneignungen, Ironie, das Spiel mit Kontexten - die Frage nach den (noch immer?) möglichen Funktionsweisen von Kunst bewegt sich (nicht nur, aber) auch angesichts des durchgehenden Diffundierens von Medieneffekten in alle Bereiche der Kultur (und somit auch in den Bereich der Kunst) immer offensichtlicher in einem zumindest doppelten Bezugssystem: dem der Kunst selbst, und jenem der (Massen-) Medien, ihrer Banalität, ihrer Verführung, ihrer Erzählstrukturen, ästhetischen Klischees, des Kitsches und der Sentimentalität. Medienapparate als Gadgets von Wahrnehmung, Unterhaltung, Kommunikation aber auch der Verarbeitung von Wissen und Informationen sind längst in einem Zwischenstadium zwischen Objekt und Symbol angesiedelt, zugleich Gegenstand und Zeichensystem.


Christine Meierhofer

Phantombilder, 1996 - Installation

Während der Arbeit an der Serie "Auftragsdiebstahl" (1994 - 95) gab mir Eva Wohlgemuth, eine Freundin und Antiquitätenhändlerin, Flug-blätter, die sie von der Polizei erhalten hatte. Diese enthielten Angaben zu kürzlich gestohlenen Kunstwerken. Sie waren in Schreibmaschinenschrift auf antik aussehendem Papier in einer Art und Weise beschrieben, daß man sich überhaupt nicht vorstellen konnte, wie die gestohlenen Kunstwerke aussehen mochten. Es schien mir, daß, wenn auch keine Fotografie von ihnen existieren sollte, wenigstens eine knappe Skizze sicherlich die Qualität der Information erheblich verbessert hätte.
"Phantombilder" besteht aus zusammengesetzten Bildern der in diesen Flugblättern beschriebenen Kunstwerke. Sie sind collagenartig mit anderen Werken der betreffenden Künstler vermischt und transformieren die beschreibende Repräsentation in neue "Originale". Die "Phantombilder" werden zusammen mit den ursprünglichen Beschreibungen präsentiert.


Herwig Turk

Superorgane, 1994 - Computerunterstützte Fotografien, je 127 x 146 cm

In der 1994 entstandenen Serie von großformatigen Schwarzweißfotografien, die auf digitale Bearbeitungen von gescannten Fotos zurückgehen, ist Herwig Turk weniger an klassischen Bildformen interessiert, auch wenn die "Superorgane" diese zumindest zu imitieren scheinen. Es sind jedoch Bilder, die vor allem Moment-aufnahmen von möglichen Bildzuständen und Manipulationsformen aufzeichnen. Sie zeigen nicht nur aus Fragmenten von realen Körperteilen montierte, d. h. medial neuformierte "Organe", sie zeigen auch, daß Fragen nach der Repräsentation, d. h. nach dem Wirklichkeitsgehalt dieser Neuformierungen nicht die Logik dieser Bildwelt treffen: jede bildliche Aneignung durch digitale visuelle Systeme reduziert diesen Gehalt auf eine einzige Oberflächenschicht - jedes Fragment der Darstellung ist gleich real oder gleich künstlich, ganz egal, welchem Kontext es entnommen sein mag bzw. welchen medialen Bearbeitungen dieser schon unterzogen wurde. Die "Superorgane" stellen unter dieser Perspektive metaphorische Bilder eines (tele-) technischen Zugriffs auf die Welt dar. Dadurch entfällt aber eine wesentliche Eigenschaft des (klassischen) Bildes: abbildend einzustehen für etwas Abwesendes, eine Vermittlung darzustellen. Die "Superorgane" wollen aber nicht vermitteln, sie fixieren einen Prozeß, eine Form der Aneignung der Welt, d. h. eine Form der Distanzierung vom Realen, das dabei nur Vehikel einer Methode ist, kein Referenzsystem mehr.

Crossing, 1992/93
Time to Time, 1992/93
- Computeranimationen

Ausgangspunkt für die Animationen sind im wesentlichen Aufnahmen von alltäglichen Ereignissen (das Überqueren einer Straße etwa). Diese Abläufe wurden in verschiedene Bildsegmente aufgesplittet, bearbeitet und zeitlich versetzt remontiert: eine immer wiederkehrende Schleife entsteht, zahlreiche verschiedene Zeitausschnitte überlagern sich in jedem Bildsegment, sodaß quasi an jedem Moment der "Handlung" alle anderen Zeitpunkte durchscheinen - animierte Bilder einer permanenten Gegenwärtigkeit. Es geht weniger um die formale Lösung, als daß durch die Manipulation ein spezifisches "Relief" der Darstellung entsteht. Innerhalb jeder Animationsschleife sind die zeitlichen und "ontolo-gischen", d. h. referentiellen Bezüge veränderbar und variabel, die Bildinhalte sind beweglich und unabhängig voneinander. Indem ver-schiedene Zeitpunkte einer Handlung aufeinander projiziert werden, entsteht ein neuartiges Zeitbild - und elektronische wie digitale Bilder sind vor allem Zeitformen. Das Bildfeld ist Schauplatz einer permanenten Rekursion, die sich nicht an Darstellung orientiert, sondern nur auf die medienimmanente Logik selbst bezieht.




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