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![]() Featuring ¬ Klaus Schuster ![]() Reinhard Braun |
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Klaus Schuster prospect location Palmen. Meer. Sonnenlicht. Streiflichter. Spiegelungen. Ausblicke. Durchblicke. Sonnensegel. Vorhänge. Nachttischlampen. Menschenleer. Irgendwie ist alles vorhanden, aber nichts am richtigen Platz. Innenräume werden mit Aussenräumen verschränkt, Innen- und Aussenräume durchdringen sich. Multiplizierte, artifizielle Perspektiven, die sich auf keinen subjektiven Standpunkt rückführen lassen, verdichten sich, löschen sich gegenseitig aus in diesen großformatigen, zugleich suggestiven wie befremdenden Bildern - prospect locations.
Diese Bilder stellen uns also etwas in Aussicht, zeigen uns Standorte, durchforschen Gebiete - die es gar nicht gibt, die es offensichtlich gar nicht geben kann und die nicht einmal auf Fragmente "wirklicher" locations, wirklicher Aussichten zurückzugehen scheinen. Schnell drängen sich Begriffe wie Virtualität und Simulation auf. "Sind aber diese virtuellen und metaphorischen Räume wirklich Orte? Sind es nicht vielmehr Metaphern, willkürliche Figuren ohne reale Konsistenz, ohne wirkliche Substanz? (...) Wird sich das Virtuelle durch den Menschen besiedeln lassen oder wird es eine Art magischen und unbewohnbaren Mondes, eine Welt neben der Welt sein?" (Philippe Quéau) Eine Welt neben der Welt? Scheint das nicht ganz präzise die Serie "Prospect Locations" von Klaus Schuster zu kennzeichnen? Reden wir lieber von der Wirklichkeit und darüber, daß Wirklichkeit selbst drauf und dran ist, zu jenem "magischen und unbewohnbaren Mond" zu werden, zu einer "Welt neben der Welt". "Die Illusion, d. h. die Kunst oder die Macht, sich durch die Erfindung von Formen dem Wirklichen zu entziehen, ihm eine andere Szene entgegenzusetzen, auf die andere Seite des Spiegels überzugehen, ein anderes Spiel mit anderen Regeln zu erfinden, ist von jetzt an unmöglich, weil die Bilder in die Dinge eingedrungen sind. Sie sind nicht mehr der Spiegel der Wirklichkeit, sie sind im Kern des Realen verankert und haben es in Hyperrealität verwandelt, in der es für das Bild kein anderes Schicksal mehr gibt als nur noch das Bild." (Jean Baudrillard)
Und wenn es kein anderes Schicksal für das Bild gibt als nur noch das Bild, dann hat sich für die Serie "Prospect Location" dieses Schicksal erfüllt: willkürliche Figuren ohne reale Konsistenz, ohne wirkliche Substanz, keine Vor-Aussicht, damit aber auch keinerlei utopischer Gehalt, keine Versprechen, keine Voraussagen.
Freunden wir uns also mit dem Schicksal der Bilder an ohne in die Fatalität zu verfallen, dass damit auch keine Bedeutungsproduktion mehr möglich wäre. Ein "Wesen" der Dinge zurückzuweisen heisst nicht, ihnen gleichzeitig jede Bedeutung abzusprechen. Dinge und Bedeutungen hören allerdings auf, einer stabilen Ordnung von Zuschreibungen und Referenzen zu folgen und sind immer mehr in ein hochmobiles Feld strategischer Differenzen eingebettet. "Man kann jedoch das Unbehagen angesichts einer kulturellen Transformation verstehen, die jedes Konzept einer Totalität zerstört." (Timothy Druckrey) Ohne Totalität verfügen wir nicht mehr so ohne weiteres über Vorhersagen, Versprechen und Vor-Aussichten. Dafür über mehr Vergnügen am Unterminieren von Überzeugungen, von Authentizität und Wahrheit, am Unterminieren von "eigentlicher" Bedeutung und rechter Ordnung. In diesen Bildern von Klaus Strobl herrscht keine Ordnung. Und insofern muss man sagen, dass nichts vorhanden und alles am richtigen Platz ist. © Reinhard Braun 2000 erschienen in: Klaus Schuster, W.W.Anger, Ausstellungskatalog, ESC im labor, Graz 2000 ![]() ![]() |
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last modified on 2002 04 09 at 19:36 by braun / |