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Eine mediative Skulptur
Das Projekt von Helmut Mark hat das Ziel, den Begriff "TRANSIT" zu veröffentlichen, eine Strategie seiner Visualisierung und medialen Verbreitung zu entwickeln. Die Aufgabenstellung liegt somit im Feld der Werbung, d.h. im Feld einer ästhetischen Zeichenkultur bzw. einer Kultur des ästhetischen Zeichens, im Feld der Mechanismen des Transports, der Verteilung, der Präsentation etc. dieser Zeichen und Bilder bzw. der diesen Zeichen/Bildern zugeordneten Inhalte und Bedeutungen.
Das Projekt versucht allerdings prinzipiell nicht, die Mechanismen dieses Feldes zu imitieren oder ästhetisch zu "perfektionieren" - es handelt sich nicht allein um eine formale Fragestellung -, sondern beabsichtigt vielmehr, zentrale Paradigmen der Werbung, der medialen Informationsmechanismen aufzugeben bzw. diese selbst zu thematisieren. Das Konzept versucht, einen Kommentar zur Werbung und ihren Strategien zu entwickeln. Indem es sich nicht um die Verdopplung einer Werbekampagne handelt, ist auch die Ebene der Rezeption anders zu bewerten.
Das "Logo"/die Postkarte
Das zentrale Paradigma der Werbekultur stellt zweifellos das Logo dar: ein spezifisches Zeichen, das als verdichtete und fixierte, also statische - damit aber beliebig reproduzierbare - Erscheinung funktioniert; es ist hauptsächlicher und permanenter Träger von (gewerblicher, institutioneller, persönlicher etc.) "Identität" bzw. repräsentiert ein ästhetisches Bild dieser Identität - über das Logo wird eine Differenz ästhetisch formuliert: das Zeichen leistet aber mehr als nur diese Identifizierbarkeit, und zwar in dem Moment, als ihm durch parallele Strategien ganz bestimmte Inhalte zugeordnet werden. Es entsteht eine signifikante Verbindung zwischen diesen parallelen "Geschichten, Erzählungen" und dem Zeichen - das Bild einer Identität. Werbung arbeitet an der Herstellung eines derartigen Komplexes an Zeichen- und Verweissystemen, die sich gegenseitig transportieren und konnotieren, an deren Etablierung, und damit an der Etablierung eines bestimmten Zeichen-Sinns und -Inhalts.
Da es sich bei dem konstruierten Identitäts-Bild aber um ein artifizielles und strategisches handelt, bleibt diese Verbindung und ihre Bedeutungen z.T. fiktiv: das Logo hat immer auch fiktiven Charakter, insofern die "Inhalte" nicht unbedingt real zu existieren brauchen. Das Logo ist ein "mentales" Zeichen, das auf kollektive und imaginäre Vorstellungen und Bedeutungen verweist und diese instrumentalisiert. Dieser surreale, fiktive Charakter des Logos erscheint wichtig für das vorliegend Konzept: die Tatsache, daß die Zeichen eine Fiktion transportieren, daß sie immer eine Fiktion transportieren. Damit läßt sich ein wichtiger Punkt der Werbung markieren: ihr Dreh- und Angelpunkt liegt in dem Vermögen, auf der fiktionalen bzw. suggestiven Ebene zu operieren; darin investieren die Auftraggeber ihr Geld: über spezifische Mechanismen und Strategien am Imaginären zu partizipieren bzw. dieses zu instrumentalisieren. Jede Werbung versucht, die Spirale des Begehrens als Teil eines kollektiven Imaginären weiterzutreiben, selbst Imaginäres zu produzieren. Auf Seiten der Rezipienten, der Kunden existiert eine bereits etablierte Erwartung nach dieser Erzählung: das Projekt "TRANSIT" simuliert diese Immanenz, die Automatismen zwischen Zeichen und Erzählung - hinter jedem Zeichen muß sich eine Erzählung verbergen, die vom (eigenen) Begehren handelt. Diese Ebene auszublenden heißt zugleich, sie zu markieren. Insofern erscheint das Projekt TRANSIT als Erzeugung einer Negativität, einer Abwesenheit.
Als weiterer wichtiger Aspekt erscheint die Serialität, die Permanenz der Werbung: die Zeichen müssen permanent zirkulieren; eine Beschränkung dieser Permanenz, der Suggestion, ist auch eine Beschränkung der Effizienz: Werbung ist seriell und produziert eine "homogene" Fiktion oder sie ist nicht; es kann beim vorliegenden Projekt demzufolge nur um eine konzeptuelle Arbeit mit und an den Werbe-Medien und ihren Paradigmen gehen. Aus diesem Grund ist kein Logo im traditionellen Sinn entwickelt worden, es bleibt nur der Schriftzug über - in der Farbe Schwarz; die knappest mögliche Gestaltung und Prägnanz, eine Skizze, eine Geste, die die Mechanismen markiert und benutzt, ohne sie direkt zu erzeugen.
Die Postkarte erscheint demzufolge als eine Belehnung, eine Besetzung und Annektion bereits bestehender Werbe-Systeme - Logo, Inhaltlichkeit, bestimmte Bildmotive etc.: das Logo der Deutschen Bank repräsentiert die Perfektion der Werbe- und Logo-Kultur, die nicht weiter getrieben werden kann - jedes zusätzliche formale Element innerhalb eines Logos würde hinter dieses Zeichen und seine Prägnanz zurückgehen. Die Motivik im Zusammenhang mit der Deutschen Bank veranschaulicht darüberhinaus die gesamte Zeichen- und Werbekultur: die Frankfurter Banktürme tragen an exponierter Stelle das Logo der Bank und erscheinen geradezu als Symbol der Präsentation, der permanenten Gegenwärtigkeit der Zeichen, ihrer Reichweite, ihrer Identifikations-, Repräsentations- und Suggestionsleistungen: ein besserer Ort für ein Zeichen ist nicht zu errichten. Die ausgewählte Aufnahme dieser architektonischen Situation als Motiv für die Postkarte - auf dem noch ein Kirchenkreuz als Symbol einer anderen Zeichen- und Sinnebene erscheint - erzählt genau diese Geschichte des Zeichens, seiner Systematisierung und Aufladung, gleichzeitig ist diese Geschichte damit aber abgeschlossen. Insofern erscheint für das vorliegende Projekt entscheidend, diese Geschichte nicht noch einmal aufzugreifen und neu zu formulieren, sondern das Logo als Sinnbild dieser Geschichte überhaupt auszublenden: TRANSIT erscheint ohne Logo.
Die Postkarte beendet symbolisch die traditionelle Zeichenkultur (eine Geste). In Verbindung mit einer Tafel für die Ausstellung "Kunst und Kultur im ORF" (Wien, ... und Innsbruck, Kongreßhaus, 17. Dezember 1992 - 6. Januar 1993), die das selbe Bild-Motiv zeigen, auf denen jetz aber das Wort TRANSIT eingeblendet wird, soll die Strategie der Aneignung und der gleichzeitigen Aufgabe angedeutet werden: die Postkarte bleibt ohne Zeichen - in der Tafel blendet sich TRANSIT vor das Motiv der Deutschen Bank und bestimmt plötzlich den Rezeptionsrahmen dieses Motivs neu. Durch diese Umcodierung bzw. Neucodierung des visuellen Materials arbeitet das Projekt vor allem auf der Ebene der Kontexte, auf der Ebene der Präsentations- und Rezeptionsrahmen: ästhetische Kommunikation, ihre Mechanismen und Rituale, ihre Konventionen und die Ansprüche an sie erscheinen thematisiert - aber nicht dargestellt; das Projekt erscheint insgesamt gegen illustrierende bzw. narrative Umsetzungen angelegt; es setzt auf die Differenz zwischen Erscheinen und Abwesenheit, um quasi ex negativo die Strategien der ästhetischen Kommunikation, der Werbung, zu markieren, nicht zu präsentieren. Anstelle eines Zeichens erscheint auf der Postkarte eine Telefonnummer: die Nummer des Vereins, unter der ein Tonband zu hören ist, das die fehlende Verbindung zwischen dem Begriff TRANSIT und einem Inhalt nur teilweise knüpft - die Ihaltlichkeit wird offengelassen, keine Erzählung über TRANSIT angeboten, nur ein Assoziationsfeld über einige Begriffe markiert.
Diese prinzipielle Strategie von Aneignung und Besetzung, Umcodierung und Irritation, Abwesenheit und reduzierter, punktueller Präsenz zeigt sich im weiteren auf allen Ebenen des Projekts, vor allem auch in der Arbeit für das Fernsehen und die Print-Medien, die diese punktuell und konzeptuell thematisiert. Es geht nicht um effektive Kommunikation, sondern eine Gegenstrategie: Leerstellen zu erzeugen, eine Ausblendung zu inszenieren, die einen möglichen anderen Medien-Raum eröffnen - es geht nicht um Transport und Transparenz, sondern um die Thematisierung von Paradigmen und ihre subtile Irritierung bzw. Auflösung, nicht ihre Darstellung oder Reproduktion.
Das Medienprojekt
Ebenso wie die Postkarte liegt auch diese Arbeit jenseits einer traditionellen Werbekultur, vermittelt und transportiert keine Inhalte, produziert nicht einmal Bilder im engeren Sinn. Es wird ein weiteres Mal kein visueller Werbeträger entwickelt, sondern ein konzeptueller Beitrag zu medialen Räumen und deren ästhetischen wie kommunikativen Effekten.
Das Projekt verbindet die Austrahlung einer Fernseharbeit mit deren Ankündigung und Vermittlung in Programmzeitschriften, Zeitungen und Zeitschriften sowie einem Plakat. Es versucht, den öffentlich medialen Raum - mit Ausnahme des Radios - zu besetzen und diesen Raum als skulpturalen Raum zu definieren. Dieser Raum - als eine Erscheinungsform des "elektronischen Raumes" - ist der eigentliche Gegenstand des Projekts, das als ein temporäres Medien-System angelegt erscheint.
Das Projekt TRANSIT benutzt die im öffentlichen medialen Raum angelegten Mechanismen und Automatismen der Kommunikation, Information und Rezeption, um "Werbe"- bzw. Öffentlichkeitseffekte zu erzielen, ohne das Projekt selbst als Werbung anzulegen.
Eine mediative Skulptur
Das Fernsehprojekt richtet sich vor allem auf die Permanenz medialer Bilder, der permanenten Präsentation von Bildern und ihren Abläufen als sinnvolle, narrative und vor allem kontinuierliche Ereignisse, eine Bildproduktion, die Erzählungen konstruiert und völlig darauf abzielt, die Medien selbst, d.h. die Systemebenen (Übertragung, Verbreitung, Präsentation und: das Erscheinen, das Gerät) zu negieren und allein sich selbst in Szene zu setzen; Fernsehen verschwinden völlig hinter seinen - immer auch ästhetischen - Botschaften, Inhalten und semantisch aufgeladenen Effekten. Die Narration der Medien, ihre Information und Kommunikation erscheint als reiner Effekt, als Inszenierung der Bilder, d.h. nicht mehr als Übersetzung oder Kommentierung einer Wirklichkeit, sondern als Erzeugung einer spezifischen Wirklichkeit, einer Wirklichkeit, die als Effekt der medialen Bilder und Töne erscheint, d.h. als ein Effekt eines bestimmten Konzepts des Einsatzes der Medien, weniger als ein Effekt der Medien selbst.
Das Projekt für eine Fernseharbeit zum Begriff TRANSIT entzieht, sich dieser Narration und erzeugt keine weiteren literarischen, narrativen, irgendeiner Logik der Repräsentation verpflichteten Bilder, sondern Bilder bzw. ein Bild, das kurzzeitig eine "ästhetische" Situation schafft, die diesen Bilderfluß unterbindet und eine veränderte Rezeptionssituation hervorruft. Es handelt sich letztendlich darum, das Fernsehen kurzzeitig in einen qualitativ anderen Zustand zu überführen, einen Zustand, der sich an der Wahrnehmungssituation orientiert, am Empfang dieser Bilder und ihrer Erscheinung am Empfangsort. Die visuell orientierte, aber das Visuelle überschreitende Arbeit - wie sie unten beschrieben wird - reflektiert die Situation der Konfrontation/Begegnung mit dem Emfangsgerät, dem Monitor und definiert diese als skulpturale Situationen. Gewissermaßen handelt es sich dabei um die mediale Transformation von Medien-Objekten, die nicht mehr als solche wahrgenommen werden. Die Fernseharbeit TRANSIT erzeugt einen Zustand auf der Basis eines Bildes, das die herkömmlichen Fernsehbilder unterschreitet und den Blick auf die Erscheinungsweise dieser Bilder freigibt. Sie ist auf der Ebene des (Fernseh-)Objekts angesiedelt: der Monitor wird mit einem Bild "überzogen", das wieder zu einer eigentlichen Oberfläche für den Blick wird, der Monitor wird konkret als Objekt rezipierbar - als ein Objekt, das längst verschwunden war hinter den Erzählungen der Medien. Es wird versucht, eine andere Form der Präsenz von Fernsehen zu erzielen - das Fernsehgerät wird durch diesen Eingriff im Signalbereich zu einem Leucht-Objekt, zu einer Skulptur. Die Dimensionen dieser Skultur sind durch das Medium Fernsehen determiniert: eine mittelbare, objektivierte Skulptur, eine serielle Skulptur, eine Skulptur, die erst durch die Übertragung/Ausstrahlung von Bildsignalen erzeugt wird.
Realisiert wird dieser Skulptur-Begriff durch das Rauschen, einen rauschenden Bildschirm. Das Rauschen erscheint aber nicht als eine Attacke auf die Bilder, sondern als deren Auflösung, als Implosion der Bilder, als Entleerung des Bildschirms, als Konstruktion einer Fläche, die kein Träger für Projektionen inhaltlicher Art mehr ist, kein Spiegel, keine Re-Präsentation, sondern die reine Erscheinung einer Oberfläche. Im Gegensatz zur Monochromie behält das Rauschen Konnotationen zur technischen Ebene der Bilder, ihrem Signalhintergrund. Das Rauschen definiert sich als Eingangsinformation, die vom Gerät nicht mehr adäquat in ein Bildsignal verarbeitet werden kann; aus diesem Grund unterschreitet das Rauschen die Bildentstehung - dennoch handelt es sich nicht um einen signallosen Zustand. Die mediative Skulptur ist keine Visualisierung, sondern ein visueller Zustand. Insofern repräsentiert das Rauschen die Null-Form eines telemedialen Bildes. Das Rauschen erscheint unbesetzt von Information/Sinn und läßt sich maximal besetzen und definieren - definieren als ein (mediativer) Zustand des Systems Fernsehen.
Das Rauschen ist als sichtbar artifizielles blaues Rauschen realiseirt, d.h. als ästhetisches Bild angelegt. Ein schwarz-weißes Rauschen wird mit blauen und weißen Farbanteilen eingefärbt und durch einen Mosaik-Effekt zusätzlich formalisiert und definiert: die Proportion der Rauschpartikeln, die Farben, die Zeiligkeit des Bildes etc. werden modifiziert, um ein möglichst gleichförmiges und raumhältiges Rauschen zu erzeugen, das sofort als konstruiertes wahrgenommen wird.
Die mediative Skulptur "TRANSIT" zeigt dieses Bild - das das Fernsehgerät in ein Licht-Objekt verwandelt - eine Woche lang (vom 2. - 7. November 1992) vor/als Sendeschluß der beiden Fernsehkanäle des ORF für 12 Minuten. Der Schriftzug "TRANSIT" ist nach einem kurzen Vorlauf ("TRANSIT/Eine mediative Skultur/von Helmut Mark") als Einblendung analog zu Sender- und Kanalkennung präsent (alle 45 Sekunden für 15 Sekunden). Nach der Ausstrahlung werden die Sender des ORF abgeschaltet - ein harter Schnitt in den Sendeschluß. Die Differenz dieser Zustände bzw. ihre partielle Ähnlichkeit (Rauschen) ist wichtig, um die nachfolgenden Nicht-Bilder quasi vorwegzunehmen ohne sie zu duplizieren. Die Signifikanz der Fernseharbeit besteht in ihrer Ereignislosigkeit, in der Verwendung einer Bildmaterials quasi aus dem "off", in der Herstellung einer Dauer - es entsteht Zeit, ein Zeitraum der Skulptur.
Allerdings ist das Konzept trotz allem noch an der klassischen Form des Fernsehens orientiert: die Technik der Sendeanlagen bedingt dieses Rauschen jenseits der Sendezeit; über Kabelempfang existiert dieser empfanglose Zeitraum stochastischer Bildsignale - das "off" - nicht mehr. Nachdem das Programm zu Ende ist, erscheint die ganze Nacht ein spezifisches Test/Kennungsbild am Bildschirm - die Fernseharbeit ist zwischen diesen beiden Zuständen angesiedelt; für den Kabelempfang simuliert das Projekt quasi noch den klassischen Begriff des Fernsehens, der dort nicht mehr existiert, simuliert es ein - künstliches - Jenseits des Fernsehens, das im Verschwinden begriffen ist.
Die Printmedien
Der Beitrag in den Print-Medien, eine fotografische Arbeit mit dem Titel "TRANSIT", reflektiert die Situation der Skulptur und erzeugt mit dem Tele-Medium ein System, ein Medien-System, in dem die einzelnen Komponenten aufeinander verweisen, ohne sich zu erklären, und das vor allem die Bereiche seiner eigenen Distribution und Vermittlung mitumfaßt - der Fotografie wird ein Text beigegeben, der das Rauschen auf der technischen Ebene erklärt, quasi eine "Inhaltsangabe". In diesem Sinn erscheint die Arbeit kontextuell orientiert: die Ankündigung in den Fernsehprogramm/teil/en, die Ansage als Programmpunkt und der Kommentar in den Print-Medien wird miteinbezogen, die eigentliche Werbewirkung findet dort statt. Die Fotoarbeit als Teil der Skulptur steuert den Bereich des visuellen Kommentars: keine Pressebilder, sondern ein Teil der Arbeit selbst "kommentiert" diese. Die Fotografie erscheint an den Tagen in den Print-Medien, an denen die medial/mediative Skulptur im Programm angekündigt wird. Es entsteht ein Verweissystem, das quasi zu den medialen Bildern hinführt. Der Bildschirm, der als Objekt in Szene gesetzt wird, wird über dieses Verweissystem als solcher vorbereitet.
Das Projekt thematisiert also neben einem bestimmten Begriff des Fernsehens auch einen bestimmten Begriff der Skulptur, der über das Fernsehen und nur über dieses und seine Umfelder realisiert werden kann: der Raum dieser Skulptur entsteht über die Empfangsgeräte, ein räumliches Netz, das durch die Print-Medien verdichtet und erweitert wird. Der Raum der mediativen Skulptur TRANSIT ist im Wesentlichen ein Rezeptionsraum, ein mentaler, intelligibler, kommunikativer Raum und nicht zuletzt ein öffentlicher Raum.
Die Fotografie
Den Zustand des Fernseh-Geräts bzw. eine mögliche Lesart dieses Zustandes transportiert die Fotografie als Bild in den Print-Medien, ein Zustand, der durch den Titel bereits skizziert wird: nicht der Fluß der Bilder interessiert, sondern ihr Stillstand. Derart als Kommentar wie als Beitrag, als Teil der Arbeit, angelegt, pendelt die fotografische Einschaltung in den Print-Medien zwischen Vermittlung und Ereignis: in diesem Kippeffekt siedelt das Projekt seine Verweisfunktion an. Das Foto erscheint nicht im Kulturteil der Zeitungen/Zeitschriften, sondern auf den Fernsehprogrammseiten, in einem Kontext also, in dem künstlerische Beiträge - jenseits einer Berichterstattung - normalerweise nicht präsent sind: die Strategie ist eine Einschleusung der Kunst, ein Kontextwechsel, der noch Chancen auf Aufmerksamkeit haben kann.
Der wesentliche Werbeeffekt ist also in den das Fernsehen begleitenden Print-Medien angesiedelt. Durch die Aufnahme in die österreichweiten Programmzeitschriften, die Programmseiten der Tages- und Wochenzeitungen sowie der Zeitschriften etc. ist der Begriff TRANSIT für eine Woche intensiv präsent. Dieser Mechanismus des Umfeldes wird in und durch die Arbeit ebenso als medialer Raum gedeutet, ist also Teil der Arbeit. Darüberhinaus erscheint die Strategie des Projekts nicht als allein eine künstlerische Strategie, sondern greift über das System Kunst hinaus. Medialer Raum ist öffentlicher und kollektiver Raum, mediale Skulpturen operieren in diesem kollektiven Raum und besetzen ihn als Teil ihrer Arbeit. "TRANSIT" wird während der Woche, in der das Projekt läuft, durch seine Präsenz in diesen öffentliche Räumen der Medien zu einem öffentliche Begriff. Damit wird eine Anforderung an das Projekt (Werbung) zu erfüllen versucht, ohne die Bahnen der Werbekultur einzuschlagen.
© Reinhard Braun 1993
erschienen in:
"TRANSIT #1", Hrsgg. von Heidi Grundmann, Haymon: Innsbruck 1993
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